LEONCE UND LENA

Von Georg Büchner
Regie: Liliane Brakema
Schauspielhaus Bochum
Premiere: 26. Mai 2019
ROLLE: KÖNIG PETER

Zwei Königskinder, jedes auf der Flucht vor einer Zwangsheirat, treffen aufeinander und verlieben sich – unwissend, dass sie es sind, vor wem sie fliehen. Während ihrer Reise bröckelt Illusion um Illusion, Konvention um Konvention, Denkmuster um Denkmuster. Romantische Ideale zerfallen zu armseligen Versuchen der Menschen, sich vorzumachen, dass man sein kann, wer man sein möchte. Wenn am Schluss die Ehe zwischen Prinz Leonce von Popo und Prinzessin Lena von Pipi feierlich vollzogen wird und die alte Ordnung wiederhergestellt scheint, bleibt Zweifel: Hat ihre Reise den Raum geöffnet für ein freieres, ein autonomeres Leben?


Jörg Brüggemann / Ostkreuz

PRESSE

Liliane Brakemas eindringliche Inszenierung von Leonce und Lena in der ehemaligen Waschkaue der Zeche Eins zeigt eine groteske, düstere Welt am Rande des Abgrunds. (Marion Gay, Westfälischer Anzeiger) 

Liliane Brakema inszeniert Büchners Klassiker der Politikverdrossenheit am Abend der Europawahl bilderstark und fatalistisch. (…) Die weite quadratische Spielfläche in der ehemaligen Waschkaue der aufgelassenen Zeche ist schwarz, staubig, verwüstet, öde, wie ein Planet eben, den eine latent suizidale Spezies bewohnt. Hier hängt der Hofstaat des Königreichs Popo herum, an die zwanzig Personen in hellen, leicht glitzernden, wattig wamsartigen Einteilern mit kurzen Beinen und Ärmeln. Sie liegen in Grüppchen aneinander gelehnt, endlos gelangweilt, schlafend oder tot. Dem Amüsierwillen des Prinzen begegnen sie komisch höflich und hilflos. Wenn sie gerade nicht gebraucht werden, um Prinz Leonce oder König Peter (Michael Lippold) zuzustimmen, sich zu verbeugen oder marionettenhaft zu tanzen, sacken sie in sich zusammen wie Puppen. (Cornelia Fiedler, Nachtkritik.de)

In Valerio findet Leonce einen Verwandten im Geiste, mit dem zusammen er die Flucht ergreift vor dem des Herrschens überdrüssigen König (starke Szenen: Michael Lippold), welcher seinem Sohn zu Gattin und Thron verhelfen will, um endlich ungestört denken zu können. (Pitt Herrmann, halloherne.de)